Fast zwei Monate lang (seit dem 10. September) vermissen wir sie nun schon wieder, unsere weltbeste Dackeline.
Eigentlich war Alma ja ein Dackel-Border-Collie Mischling. Aber eben doch ganz Dackel – innerlich. Nach jahrelanger Terrortölerei zu dritt gibt es gerade nur noch Johnny. Und der macht alleine so wenig Stunk, dass es manchmal schon fast gruselig ist! Unglaublich, was (fehlende) Gruppendynamik im Rudel ausmacht. Das hätten wir damals, als Einzelhundhaltende, auch nicht gedacht.
Aber mal der Reihe nach. Am 11. September 2010 ist Alma bei uns eingezogen. Da hatten wir noch keinen Bauernhof. Und es gab noch unsere erste Hündin – Kyra – die zu dem Zeitpunkt eine fünfzehnjährige Omi war (krebskrank, blind ,taub – aber so, dass sie sich noch über Gesellschaft gefreut hat – im Rahmen ihrer Möglichkeiten.)
Und eigentlich hieß Alma auch Kira. Mit „i“. Aber egal ob „i“ oder „y“ – das wäre dann doch etwas zu verwirrend geworden!
Alma war sowas von dackelig! Vom ersten Tag an. Ach was, schon vor dem ersten Tag. Beim allerersten Tierheimspaziergang wollte sie nicht mit uns gehen. Hat sich hingelegt und gestreikt! Wie bitte? Ich kenne euch doch gar nicht! Und dann, als sie bei uns war, hat sie unverzüglich das Sofa erobert. Und am ersten Morgen – ist sie abgehauen! Durch den Zaun ab zu den Nachbarn. Und ringsherum Äcker mit Hasenspuren. Und ein Dackel kommt dann zurück, wenn ein Dackel zurück kommen will … Eieiei. Und an der Leine zerrte sie. Immer. Und wie. Tausend Erziehungsversuche fehlgeschlagen. Und wenn man was von ihr wollte, sie aber nicht, hat sie zähnefletschend geknurrt. Beim Versuch, ihr eine Ü-Ei-Figur aus den Maul zu puhlen (nach über 15 Jahren sorglos-Kyra-aus-dem-Maul-Dinge-puhlen) hat sie zugeschnappt und meinen Finger getackert. ICH WAR GESCHOCKT! Aber all das ist besser geworden. Sie hat auch irgendwann nicht mehr JEDES Auto und JEDES Fahrrad angebellt. Und überhaupt – böse sein konnte man ihr sowieso nie.
Kyra ist, nachdem Alma einen Monat bei uns war, gestorben. Einen weiteren Monat hat sie uns als Einzelhund beglückt – und dann kam Lila:
Lila war ein Airedale-Mix. Auch aus dem Tierschutz, natürlich. Und mir ihr haben wir das Dreamteam zusammengestellt – was wir vorher nicht ahnen konnten. „Lisa (ganz genau gelesen – auch hier haben wir uns erlaubt, zumindest ein bisschen, umzutaufen) ist ein ruhiger Hund“ stand in der Beschreibung. Ja. Als Einzelhund. Aber Lila war ziemlich unsicher. Oder auch eine Aufpasser- und Mitmacherin. Und Alma konnte Lila wuuuunderbar anstacheln. So, dass sie ebenso an der Leine zieht und nicht hört, wenn man sie ruft. Alma hat ihr auch beigebracht, alles und jeden anzubellen. Und wegen jedem Fliegenpups ordentlich Terz zu machen – und so wurdet die drei unsere geliebten, absolut einmalig bekloppten Terrortölen.
Aber weil Lila schon vor zwei Jahren ihren Nachruf auf diesen Seiten hier bekommen hat, soll nun Alma im Mittelpunkt stehen. Hier seht ihr sie in ihrem Element: Wachdackeline!
Stunden über Stunden über Stunden hat sie am Hoftor verbracht. Keine Ameise hat sie übersehen und unbebellt vorbei gelassen. Und drinnen lag sie am Fenster. Guckendglotzendlauschendwachend. Und bellend natürlich. Ist ja klar.
Aber sie war nicht nur laut. Sie war soooooo süß und liebenswert! Und eine wirklich sehr gute Knutscherin! Und clever! Sie hat es geliebt, Kunststückchen zu lernen. Sie hat es geliebt, den Futterbeutel zu suchen oder ihr Liebingsquietschespielzeug. Und ein totaler Kinder-Familien-Hund war sie. Was hat sie meine Nichten und Neffen und alle drumherum geliebt! Vor lauter Schwanzwedeln wäre sie jedes Mal fast in die Luft gestiegen. Hubschrauber nix dagegen!
Vier Jahre lang haben Lila und Alma den Hof zu zweit gehütet.
2016 dann kam (unverhofft und plötzlich – weil er dringend ein neues Zuhause gesucht hat) Johnny.
So friedlich, wie es auf dem Bild aussieht, war es mit den dreien allerdings – anfangs – nicht! Also Alma hat sich mit Johnny verstanden und er auch mit Lila. Aber die Damen haben sich wegen dem Herrn ins Fell bekommen. Und wie. Die Rudelordnung war mit seiner Ankunft etwas durcheinander geraten. Folglich sah Alma kurz nach Johnnys Einzug so aus (seitdem mit dem Spitznamen: Schlitzohr-Alma.)
Aber auch, wenn die Gruppendymanik manchmal ganz schön herausfordernd war (einer bellt, quasi aus Versehen, der nächste denkt, hey, der bellt, da muss was sein, der dritte bellt und ist sich sicher, es gibt einen Grund und der erste denkt, hey, da war ja wirklich was! Ergo: eine viertel Stunde Gebell wegen nix!), sie wurden schon ein richtig tolles Team, unsere drei.
Als wir dann vor zwei Jahren Lila gehen lassen mussten, war es schon schlimm genug. Besonders, weil es bei ihr so schnell ging. Eben noch topfit für über 14 – und dann ein Abschied. Aber da hatten wir wenigstens noch die beiden. „Restmeute“ wie ich sie nannte. Und Omi Alma war uns ein riesengroßer Trost für das Lila-Vermissen. „Der Dackel wird neunzehn“, hatten wir immer gesagt. Weil sie immer noch topfit war. Graue Schnauze und graue Strähnen hin oder her. nach Lilas Tod hat sie tatsächlich nicht mehr an der Leine gezerrt wie verrückt, sondern ist daran fröhlich herum galoppiert. Und wir konnten sie frei laufen lassen, ohne, dass sie gleich im Wald verschwunden ist. Waaaaahnsinn!
Aber dann. Mit Vierzehneinhalb (nachdem sie uns nach und nach darauf vorbereitet hat, dass sie älter und „anders“ wird – ein halbes Jahr vorher hat sie plötzlich nicht mehr mit im Bett geschlafen, obwohl sie das jede Nacht ihres Lebens bei uns getan hat) kam die Diagnose. Lungenkrebs. Ganz genau wie bei Lila.
Bei Lila blieb uns nur eine Woche für den Abschied.
Alma hat uns ein Dreivierteljahr geschenkt. Die ersten Wochen fast ohne sich etwas anmerken zu lassen. Außer, dass sie, Cortison sei dank, sowas von verfressen wurde! (Sie hat uns penetrant angebellt, bis sie was bekam. Oder ist in die Speisekammer eingebrochen, weil sie da Kartoffeln gerochen hat. Sie hat sie natürlich roh gefressen. Ist ja klar!)
Doch sie wurde immer ein bisschen langsamer. Unsere Runden immer kleiner. Bis wir unser Almchen beim Spazierengehen in den Wagen gepackt haben (den hatten wir Jaaaaahre vorher für Kyra angeschafft).
Zum Ende des Sommers hin hat sie fast den ganzen Tag geschlafen. Wir hatten noch gedacht und gehofft, dass es nach der heißen Zeit ein klitzekleines bisschen bergauf gehen würde. Aber die Hitze ging – und Alma war noch müder. Da war klar, es reicht – obwohl sie noch mit Appetit gegessen hat. Wir haben ihr ihre allerletzte Kartoffel serviert. („Kartoffel“ war ihr zweiter Vorname. Wenn drinnen Kartoffeln gekocht wurden, ist sie oft von draußen herein gekommen um eine abzustauben. Lieblich zerstampft, weil für Kauen bei ihr ja keine Zeit war.) Sie war so müde – Angst vor dem letzten Tierarztbesuch musste sie keine mehr haben. In unseren Armen ist sie eingeschlafen.
Ach Alma. Allerallerbeste Alma. Zwei Monate schon ohne dich. Irgendwie hat man sich daran gewöhnt. Das schon. Und wir sind so dankbar, dass du da warst. Du kleine, lange, verrückte, absolut-unendlich-einzigartige Dackelwurscht. Danke für die wunderbar-bekloppt-verrückte Zeit. Vermissen werden wir dich immer und immer. Aber wie doof wäre das, wenn das anders wäre.