Güldene Kastanie, güldene Äpfel, güldener Herbst

Der Herbst ist auf dem Örtchen eine sehr beliebte Jahreszeit – gleichrangig mit dem Frühling. Der ist so toll, weil man sich monatelang nach Grün und Sonne und Wärme gesehnt hat. Wenn’s dann endlich, endlich soweit ist, saugt man jeden der ersten warmen Sonnenstrahlen in sich auf und wegen jeder Knospe und jedem Blatt werden tonnenweise Glückshormone produziert. Beim Herbst ist es ähnlich, nur annersch rum: Weil der Winter bevor steht und man sich bald wieder nach Grün und Sonne und Wärme sehnen wird, muss man das alles noch ein mal so richtig genießen und so können wir uns über pfeifenden Wind und herabfallende Blätter hundsmäßig freuen. Oder auch darüber, das erste Mal, den Ofen wieder anzuschüren. Das ist ja wohl viel netter, als dem Sommer hinterher zu trauen!
Übrigens, bei uns sieht der frühe Herbst so aus:

Kastanie im Herbst

Kastanie im Herbst

Hinter unserem Spielzeuggewächshaus (könnte man anhand des Fotos jedenfalls meinen!) zeigt sich – hinter der Birke – unser Kastanienbaum in seiner ganzen Pracht. Der Baum ist einfach riesig, was kein Wunder ist, denn er ist schon über hundert Jahre alt. Bitteschön, ein Foto von unserem Bauernhof, um 1907 herum. Wenn man genau hinschaut, sieht man den Baum im Hintergrund:

Das Örtchen vor 100 Jahren

Das Örtchen vor 100 Jahren

Die Astrid Lindgen-Fans müssen beim Betrachten immer an den Michel aus Lönneberga denken. In der Fernsehserie sahen die Leute in ihrer Sonntagskleidung  haargenau so aus! Der tote Fuchs links im Bild ist zum Glück noch nirgends aufgetaucht und auch das Fachwerk am Wohnhaus gibt es heute nicht mehr, denn in den 60ern wurden die Mauern neu hochgezogen. Damit hat unser Haus zwar etwas an idyllischer Atmosphäre eingebüßt, aber vielleicht ist das auch besser so. Dann wäre das Anwesen vielleicht denkmalgeschützt gewesen und wir hätten es gar nicht gekauft.
So, nun zurück zum wundertollen Herbst. Die örsten güldenen Öpfel sind schon auf Kuchen und in Apfelsaftflaschen gelandet und zwar diese hier – eine Sorte, von der wir nicht wissen, wie sie heißt. Ist aber auch egal, wichtig ist, dass sie schmeckt.

lecker Äpfel

lecker Äpfel

An diesem Baum hier, wie auch an den meisten anderen, sind in diesem Jahr nur ganz wenige Früchte dran. Das lag wohl am verregneten Frühjahr, da kamen die fleißigen Bienchen kaum zum Bestäuben:

Schafsnase

Schafsnase

Die Tochter des vorherigen Hofbesitzers hat uns gesagt, dass sie diese Äpfel wegen ihrer Form „Schafsnasen“ genannt haben. Inzwischen haben wir heraus gefunden, dass das tatsächlich eine offizielle Apfelsorte ist.
Nicht gülden aber leuchtend rot sind derzeit die Kornelkirschen:

Kornelkirschen

Kornelkirschen

Bevor wir die auf unserer Obstbaumwiese kennen gelernt haben, hatten wir noch nie etwas davon gehört. „Kirschen“ sind es eigentlich nicht. Die ovalen, kleinen Früchte schmecken, wenn sie reif sind, ein wenig nach Birne. Unpraktisch ist, dass sie nur nach und nach reifen und sie vorher pelzig und sauer schmecken. Das bedeutet, immer ein paar herunter schütteln, einfrieren, ein paar Tage später wieder schütteln, einfrieren …, bis man genug hat, um z. B. Gelee daraus zu machen. Das allerdings ist auch verzwickt, weil die kleine Kerne nicht so einfach heraus zu bekommen sind. Man muss die Kornelkirschen aufkochen und mit viel Muskelkraft und ebensoviel Geduld durch einen Sieb streichen.
So etwas wächst ebenfalls auf der Obstbaumwiese:

Pilz

Birkenpilz

Da sich bisher weder Judith noch Steffen irgendwelches Pilzwissen aneignen konnten, wusste auch erst keiner, was das für einer ist. So genossen wir zunächst nur den äußerst netten Anblick. Inzwischen sind wir schlauer (danke, Franzi!). Das ist ein Birkenpilz und der ist sogar essbar! Das Exemplar hier durfte stehen bleiben, weil es schon etwas älter war. Seine Freunde dagegen wurden geerntet, die Lamellen entfernt und in Stücke geschnitten. Getrocknet sind die Birkenpilze zum Beispiel eine gute Beigabe für Saucen.

Nun kommen wir zur dunklen Seite des goldenen Herbstes. Die herrlich sonnigen Tage haben uns ziemlich kalte Nächte beschert. Das hat unseren Kürbis- und Zucchinipflanzen nicht so dolle gefallen. Vor ein paar Tagen noch in voller Pracht, sehen sie nun so aus – zum Glück sind nur die Blätter erfroren!

Keulenzucchini Trombetta die Albenga

Keulenzucchini Trombetta die Albenga

Die „Keulenzucchini Trombetta die Albenga“ – was für eine Name! – wird im ausgereiften Zustand kürbisartig und soll dann lange lagerfähig sein. Das Exemplar hier ist locker 70 Zentimeter lang geworden.
Die Blätter der anderen Kürbisse sahen noch schlimmer aus, weshalb wir sie lieber geerntet haben:

Roter Zentner

Roter Zentner

Sie heißen zwar „Roter Zentner“, machen ihrem Namen heuer aber so gar keine Ehre. Mehr als Salatkopfgröße können wir nicht bieten. Außerdem gibt es auch nur diese wenige – letztes Jahr waren sie riesig und zahlreich. Auch hier ist vermutlich mal wieder das kalte, feuchte Frühjahr schuld. Auch was normale Zucchini und Gurken anging, ist es diesmal sehr mau gewesen, während wir letzten Sommer mit dem verkochen und einmachen kaum hinterher gekommen sind. Die Früchtchen hier sind inzwischen ebenfalls geernet, weil die Blätter sich in der Frostnacht verkrümelt haben:

Butternut

Butternut

Ganze drei Stück durften wir einsammeln. Doch was soll’s, so bleibt das Erntejahr spannend, jede Saison hat ihre eigenen Überraschungen zu bieten.
Noch ein Bildchen zum Abschluss – dank einer Blumenwiesensaatmischung, dem Multitalent in Sachen Hofaufhübschung, gibt es auch jetzt noch Blümchen:

Blümchen

Blümchen

Über Alma und Lila

Wir sind die Hofhunde auf dem Örtchen - auch liebevoll Terrortölen genannt. Wer zu Judith und Steffen will, kommt an uns nicht unbebellt vorbei.
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Eine Antwort zu Güldene Kastanie, güldene Äpfel, güldener Herbst

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